Kolloquium über Mathematik, Informatik und Unterricht

Die Vorträge finden jeweils im Herbstsemester an vier Donnerstagen um 17.15 Uhr im Hörsaal HG G 19.1 des Hauptgebäudes der ETH Zürich statt. Abgeschlossen werden die Veranstaltungen mit einem Apéro im HG G 69 (D-MATH Common Room).

Die Sprache des Vortrags richtet sich nach dem jeweiligen Titel.

 

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Archiv 2014

Datum / Zeit Referent Titel Ort
23 Oktober 2014
17:15-18:45
Albert Gächter
St. Gallen
Event Details
Referent eingeladen von Prof. Dr. Norbert Hungerbühler
Abstract Spätestens seit Dörrie sind Miniaturen in der Mathematik heimisch geworden. Trifles gehen noch einen Schritt weiter. Trifle bedeutet Kleinigkeit oder Miniatur und ist gleichzeitig der Name für eine mehrschichtige Süssspeise. Für die Mathematikdidaktik definiere ich Trifle als eine mathematische Miniatur mit dem Potential für Mehrschichtigkeit. Der Vortrag zeigt an einigen unterrichtsrelevanten Beispielen, wie Trifles die Linearität des Unterrichtes auflockern und ein spannendes Netzwerk bilden können. Im Sinne der Fokussierung auf wesentliche Ideen können Trifles mithelfen, den Mathematikstoff zu gliedern und so auch interessanter zu gestalten. Ausgangspunkte für Trifles sind z.B. Bilder, Algorithmen, Begriffe, Software oder Werkzeuge. Es gilt aber auch hier: Den Wind können wir nicht ändern, aber die Segel anders setzen.
Trifles im Mathematikunterricht!
HG G 3
6 November 2014
17:15-18:45
Prof. Dr. Jörg Waldvogel
ETH Zürich
Event Details
Referent eingeladen von Prof. Dr. Norbert Hungerbühler
Abstract Jost Bürgi (1552 - 1632) aus Lichtensteig (Kanton St.Gallen, Schweiz) war ab 1579 Hofuhrmacher (mechanicus) von Landgraf Wilhelm IV von Hessen in Kassel. In dieser Stellung hat er wesentlich zur Wissenschaft und zum Instrumentenbau jener Zeit beigetragen: genaue Sekundenuhren, sich selbst bewegende Himmelsgloben, Sextanten, etc. Im Vortrag wird über die von Bürgi konzipierte und berechnete Logarithmentafel berichtet. Diese listet die Potenzen Bn der Basis B=1.0001 für n von 0 bis 23.027 mit 9 bedeutsamen Ziffern, ohne systematische Fehler. Mit linearer Interpolation (beschrieben im gründlichen Unterricht) erreicht man volle Genauigkeit. Leider haben wohl die Wirren des 30-jährigen Krieges eine ordentliche Publikation erhindert. Die zwei heute bekannten Originale (München, Graz; das Danziger Exemplar ging im zweiten Weltkrieg verloren) sind wahrscheinlich Probeabzüge (Prag, 1620). Die im Vortrag präsentierten Fehlerlisten und -statistiken belegen die hohe Qualität von Bürgis Tafel: 91.5% korrekte Rundungen, 7.3% Rundungen auf die falsche Seite; restliche fehlerhafte Ziffern häufig aufgrund von Übertragungsfehlern des Setzers oder unleserlich gedruckt.
Jost Bürgi und die Entdeckung der Logarithmen
HG G 3
20 November 2014
17:15-18:45
Prof. Dr. Hans Walser
Mathematisches Institut, Universität Basel
Event Details
Referent eingeladen von Prof. Dr. Norbert Hungerbühler
Abstract Das DIN-Format ist mehr als ein Stück Papier und die Quadratwurzel aus Zwei. Wir treffen auf Spiralen, Grenzpunkte, Fragen der Abzählbarkeit, das Delische Problem, die gleichtemperierte 12-Ton-Stimmung, Jakobs Himmelsleiter, das Silberne Rechteck, Faltprobleme und Legespiele nach Fröbel.
Das DIN-Format
HG G 3
4 Dezember 2014
17:15-18:45
Prof. Dr. Martin Gander
Université de Genève
Event Details
Referent eingeladen von Prof. Dr. Norbert Hungerbühler
Abstract Die sogenannte Ritz-Galerkin-Methode ist eines der fundamentalsten Wekzeuge der modernen numerischen Mathematik. Ihren Ursprung hat diese Methode in der Variationsrechnung von Euler und Lagrange und in der Doktorarbeit des Schweizers Walther Ritz, der 1909 im Alter von nur 31 Jahren an Tuberkulose starb. Seine Doktorarbeit reichte er 1902 in Göttingen ein, während einer Periode stürmischer Entwicklung in der Physik. Ritz versuchte das Phänomen der Balmer-Serie, einer bestimmten Folge von Spektrallinien, durch die Eigenwerte partieller Differentialgleichungen auf Rechtecken zu erklären. Obwohl sein physikalisches Modell sich schnell als inadäquat herausstellte, war seine mathematische Idee zu dessen Behandlung umso erfolgreicher und erlaubte es Ritz schwierige angewandte Probleme zu lösen. Dabei revolutionierte er die Variationsrechnung und wurde zum Vater der modernen numerischen Mathematik. Die Ritzsche Methode wurde von russischen Mathematikern schnell als fundamentales Wekzeug erkannnt und zur Berechnung der Biegung von Balken und Platten verwendet, was 1915 zur berühmten bahnbrechenden Arbeit von Galerkin führte. In Europa hingegen, insbesondere im damaligen mathematischem Zentrum Göttingen, fand die Methode wenig Beachtung, obwohl Ritz 1909 für seine Arbeit von der Fanzösischen Académie des sciences mit dem Leconte Preis ausgezeichnet wurde, nachdem er 1907 den Vaillant Preis Hadamard überlassen musste. Erst während des zweiten Weltkriegs, lange nach Ritz' Tod, wurde das volle Potential der Methode durch einen Vortrag Curants vor der AMS bekannt. Dabei präsentierte Courant was heute unter dem Namen Finite-Elemente-Methode FEM verwendet wird. Zu ihrem Namen kam die Methode durch eine Arbeit von Clough während er für Boeing arbeitete. Der Vortrag zeigt, dass der Weg zu den modernen numerischen Methoden verschlungenen Pfaden folgte und durch die Bemühungen zahlreicher bedeutender Mathematiker vorangetrieben wurde.
Auf dem Weg zur Methode der finiten Elemente
HG G 3
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