Vorwort
Über etwas zu schreiben, das jedermann zu kennen glaubt,
ist schwierig, aber notwendig, da es auch jedermann zu vergessen
pflegt. Die Unterhaltungsmusik ist ein solches Thema. Es ist heute
kaum mehr vorstellbar, welchen Stellenwert die leichte Musik am
Schweizer Radio vor vierzig Jahren hatte - das Radio war damals noch
das elektronische Monopol-Medium. Durch seine ständige Präsenz
prägte es Geschmack und Musikverständnis breiter
Bevölkerungsschichten und bildete deshalb einen nicht
wegzudenkender Hintergrund für die Entwicklung der Musikkultur.
Von besonderem Einfluss war die leichte orchestrale
Unterhaltungsmusik und die Big-Band-Tanzmusik, - Bezeichnungen, die
wie manche in diesem Buch im allgemeinen Sprachgebrauch relativ
fliessende Grenzen haben. Die Entwicklung dieser Gattung und ihre
Rolle am Schweizer-Radio soll hier aus der volkskundlichen Sicht
dargestellt werden, also so, wie sie sich dem allgemeinen Publikum
präsentierte. Die meisten benutzten Quellen sind
journalistischer Natur, also "am Tag und für den Tag",
geschrieben und deshalb in vielem ungenau und widersprüchlich.
Auch die Erinnerungen der Beteiligten decken sich nicht in allen
Fällen. Ebenso konnte die Auswahl der Gewährsleute nur
exemplarisch und nicht umfassend sein.
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Zürich, im Juli 1993
Margaret Engeler